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Angst vor Generation Y. Zu recht.

Überraschung! Generation Y sorgt für ordentlich Wirbel, in dem sie dafür sorgen, dass unser Funktionieren nicht mehr funktioniert. Sie zündeln an den Grundstrukturen der Unternehmen. Und es wird sofort versucht, den Brand zu löschen. Bevor es zum Flächenbrand wird. Naja. Zu spät.

Der Brand ist nicht unerheblich, denn Deutschland sieht sich mit einem (Fach-) Kräftemangel konfrontiert. Man hätte ihn erwarten können. Aber so sind wir eben. Wie kratzen, wenn es juckt und denken lieber hinterher als vorneweg.

Und nun steht sie da – die Genration Y. Und möchte plötzlich Sinn und Selbstverwirklichung. Und sind mit Geld auch einfach nicht zufrieden zu stellen. Und Consulter schleppen panisch Kickertische in die Pausenräume und versuchen die Beine vom Chefstuhl zu kürzen, wollen Augenhöhe und agile Prozesse. Aber wie so oft im Leben, löst kratzen das Problem nicht, wenn die Mücke im Zimmer bleibt.

Diese vorschnelle Reagieren ist Mist. Es ist nicht durchdacht. Es wird scheitern, weil es einen wichtigen Punkt außer Acht lässt.

Nüchtern betrachtet haben wir zwei große Herausforderungen: Zwei unterschiedliche Typen, die sie im Blick haben sollten.

Zum einen wurde die Welt auf einen Teil der Generation vorbereitet. Das wurde bereits in der Schule dafür gesorgt, dass die Klasse keine Klausur schreibt, wenn der Sprößling Geburtstag hat.

Das zieht sich durch.

Wenn Sie solch einen Typen nicht zum Bewerbungsgespräch abholen, dann kann es passieren, dass er gar nicht erst erscheint. Wenn er kommt, so werden Sie schnell feststellen, dass Sie erstmal unheimlich viel geben müssen, bevor Sie was kriegen. Also wenn Sie überhaupt was kriegen. Dieser Typ fühlt sich nicht gern verantwortlich und überlässt Ergebnissicherung lieber jemand anderen, denn seine Anwesenheit ist genug.

Setzen Sie so jemanden im Vertrieb ein, dann melden Sie jetzt schon mal das Unternehmens-Sabbatical an. Denn dieser Typ wartet auf eine warme Übergabe, bei der er nur noch unterschreiben darf.

Bei diesem Typen können Sie eine Menge Kickertische aufstellen, bunte Sitzmöbel kaufen und flexible Arbeitszeiten einführen – es wird nie eine Rolle spielen. Denn was ihm fehlt ist das Gefühl der Verantwortlichkeit.
Durch die Einführung von Methoden, wie z. B. Agiler Führung, werden sie die Gesamtsymptomatik noch verschlimmern.

Dieser Typus hat einfach von Beginn seines Lebens erfahren, dass er großartig und gut so ist, wenn er einfach nur Dinge tut, die selbstverständlich sind. Nein, sogar gelobt wurde, bevor er etwas getan hat.

Dadurch hat man ihm den nötigen Biss, die Widerstandsfähigkeit und das Gefühl der Verantwortlichkeit genommen.

In meinen Augen hoch dramatisch – nicht nur auf der beruflichen Ebene.

Dann gibt es noch den andere Typen.

Das ist der Teil der Generation, der sich für mehr als sich selbst interessiert – der Teil, der gesellschaftlich proaktiv sein möchte. Sie verwirklichen sich über das Thema Gemeinschaft. Und dieser Teil fühlt sich sehr wohl verantwortlich.

Vermutlich wird man sie irgendwann die „Generation Greta“ nennen.

Sie wollen etwas bewegen. Sie haben größere Themen, wie Sozialkompetenz, Gleichberechtigung, Klima usw. auf ihrer Agenda.

Dieser Teil hat sich auch 2019 verstärkt gezeigt – Co- Working, Car-Sharing, Food-Sharing usw. alles eine Bewegung hin zu Gemeinschaft, Sinn, Verantwortung und Ressourcenorientiertheit.

Diese Art von Mitarbeitern sind natürlich an Proaktivität nicht zu überbieten, sofern sie den Sinn hinter ihrem Tun unterstützen.

Das sind Menschen, die stehen morgens für etwas auf. Sie sind durch eine Vision intrinsisch motiviert. Und natürlich kickern sie. Weil sie für sich ein gutes Maß an Selbstfürsorge haben. Das ist gut.

(Und ja. Natürlich gibt es wahrheitsgemäß noch einen dritten Typus. der, der einfach macht, was man von ihm möchte. Er kommt zur Arbeit. Und er geht wieder. Erledigt pünktlich seine Aufgaben. Aber auch nicht mehr. Dieser Typus steht nicht für Generation Y. Weil er keine Veränderung hervorbringt.)

Nun haben wir das Problem offen vor uns ausgebreitet:

Für den einen Teil des Nachwuchses ist kein Bedarf, denn ein Arbeitsvertrag hat immer auch eine zweite Seite, die erfüllt sein muss. Und ein Mitarbeiter, der seinen Job nicht macht, sorgt schlichtweg für Schaden. Die Idee, lieber einen schlechten Mitarbeiter, als gar keinen – das kann auch nicht die Lösung sein. Wenn es auch erstmal eine verständliche Reaktion der Unternehmen ist.

Für den anderen Teil des Nachwuchses müssen wir uns einmal mehr reflektieren und hinschauen, wo es vielleicht weh tun wird: Hat jeder Arbeitsschritt, den meine Mitarbeiter machen, wirklich einen Sinn? Weiß jeder Mitarbeiter, warum er was machen soll? Gibt es Spielraum für Proaktivität? Sind Prozesse flexibel oder standardisiert? Haben wir als Unternehmen eine Vision? Hat jeder – wirklich jeder – Mitarbeiter Ziel- und Entwicklungsgespräche? Sind wir wirklich in unseren Prozessen und Strukturen innovativ und agil?

Es ist ganz klar. Sie sollten sich in Zukunft auf den zweiten Teil des Nachwuchses konzentrieren.

Das interne Strukturnetz anzugehen, Unternehmensausrichtungen auf den Prüfstand zu stellen,…das ist natürlich ein enormes Projekt für das keine Zeit ist, denn die Operative ist schon am Limit. Ganz klar.

Doch für wirkliche Zukunftsfähigkeit braucht es genau das.

Natürlich kann man weiterhin sagen, dass das eigene Gewerbe nie betroffen sein wird. Und es einfach weiterhin ignorieren. Doch hat es schon Branchen getroffen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Nehmen Sie die Hotelbranche. Nun kann man streiten, ob AirBnB wirklich disruptiv ist, aber was Hotels nicht wegdrücken können, dass AirBnB was gemacht hat, was Einfluss hat.

Nehmen Sie aus dem Handwerk, die Bäckereien. Der Schritt der Discount-Bäckereien sich in Einkaufsmärkten zu platzieren hat dazu geführt, dass immer mehr kleine Bäckereien schliessen, weil ihnen die Kunden ausgehen.

Nehmen Sie Banken. Online-Banken: Bei denen man am eigenen Schreibtisch ohne viel Aufwand ein Konto aufmachen kann. Wo hingegen man bei der eigenen Hausbank noch einen Beratertermin vereinbaren muss.

Amazon ist denke ich jedem klar. Es hat das Einkaufsverhalten und somit den gesamten Einzelhandel nachhaltig verändert.

Dabei geht es gar nicht so sehr darum, als Unternehmen unheimlich disruptiv zu sein oder DAS eine Produkt auf den Markt zu werfen, was alles verändert.

Es geht vielmehr um ein disruptives Denken, was Arbeitsprozesse angeht. Der Umgang mit Mitarbeitern. Mit Kunden. Mit den Produkten. Sich seine eigene Wertschöpfungskette anzuschauen und so weit zu reduzieren, bis nichts mehr weggelassen werden kann. Erst dann ist ein Prozess gut. Erst dann macht er Sinn.

Autor:

Katharina Stapel arbeitet seit über 10 Jahren selbstständig in der Betriebsberatung, als Referentin und Autorin. Fasziniert von der Frage wie Erfolg und Gesundheit zusammen kommen kann, hat sie ein System entwickelt, auf das sie Unternehmer, Mitarbeiter und Führungskräfte erfolgreich trainiert. Katharina Stapel hat etliche fachliche Fundamente in den Sektoren Psychologie, Kommunikation, Prävention und Ernährung.

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